| | | Superzelle mit Tornado bei Lamesa/Texas am 05.Mai 2006:
Da es sich bei unseren Chasetrips in die US-Plains grundsätzlich um ein gemeinschaftliches Event
handelt, werde ich auch den Text einfach von unserer SChaPLe-Homepage übernehmen. SChaPLe
steht für Storm Chase Project Leipzig und bestand 2006 aus 9 Mitgliedern (nachdem wir 2003 noch
zu fünft unterwegs waren): Janek aka janek, Thomas aka tok, Marcus aka mrf, Torsten aka Apu,
Peggy aka mag, Stefan aka Sachbearbeiter, Matthias aka Matze, Ronny aka Petroschka und mir aka
KarSteN. Außer Jens war die 2003er-Crew wieder beisammen, sozusagen sinnvoll ergänzt :-). Da
auf unserer Homepage
- www.SChaPLe.com -
nur ein Bilder-Best-of zu sehen ist, gibts hier die volle
Bilderdröhnung. Da meine Kamera rechtzeitig den Geist aufgegeben hat, habe ich mich entschlossen
auf Janeks Aufnahmefundus zurückzugreifen, wodurch sich natürlich zwingend der Copyright-Hinweis
auf den Bildern ergibt. Nachfolgend nun noch der Originaltext von unserer SChaPLe-Homepage:
Es soll ja Leute geben, die bewegen sich bei einem SLIGHT RISK des SPC (Storm Prediction Center)
nicht mal aus den Betten. Trotz eben dieser untersten vergebenen Kategorie für diesen Tag entschieden
wir uns für eine geschätzte-500-Meilen-Tour nach West-Texas. Nach den einzelnen Superzellen
der vorangegangenen Tage bei nur geringer Höhenströmung erschienen die Bedingungen diesmal dank
Jet-Nähe und etwas besserem Feuchteangebot deutlich günstiger. Fraglich war nur, ob und wie weit die
Aufheizungszone nach Norden vorankommen würde. Gewisse Vorhersagen sahen diesen Bereich sehr
weit südlich. Dies könnte dann auch der Grund gewesen sein, warum einige von uns
Mexico,... Mexico-hoho angestimmt haben. Na wie auch immer, wir vertrauten auch diesmal dem zur
Zeit exzellenten NAM-Output, was uns den Zielpunkt halfway between Lubbock and Midland nahe legte.
Auf gings, und schon 7 Stunden später waren wir in Lamesa, TX angekommen. Nach einer meist von
tiefen Wolken begleiteten Fahrt machten sich hier die ersten Cbs breit. Einer davon schon mit leichter
Rotation, wie sich nach kurzem Kartencheck bei McD's rausstellte. Da dies der südlichste Rand einer
angedeuteten Konvektionslinie zu sein schien, wurden gleich sämtliche andere Optionen ohne
Gegenargumente verworfen.
Beim Herannahen der mittlerweile fast freistehenden Superzelle kamen Erinnerungen an den 03.06.2003 auf.
Allerdings ließen die Strukturen noch zu wünschen übrig. Das sollte sich aber im Verlauf der
nächsten 4 Stunden drastisch ändern.
Wir entschieden uns nach einigem Zögern auf der Südseite zu bleiben und der Farmroad weiter südlich
zu folgen, da die angepeilte Zelle nun offensichtlich wie erwartet nach rechts ausscherte und eine südöstliche
Richtung einschlug. Je näher die Mesozyklone kam, desto begeisterter waren selbst die skeptischsten
Chaser, zumal man die Rotation nun mittlerweile schon nach wenigen Sekunden staunend wahrnehmen konnte.
Eine kleine Schwierigkeit bestand zunehmend darin, dem größer werdenden Hagel aus dem monströsen
Amboss zu entkommen. Zeitweise erreichte der Hagel 2 cm Korngröße (auf unserer Seite, andere Chaser
hatten weniger Glück in Bezug auf Versicherungs-Verhandlungs-Vermeidung). Als wir weiter Richtung
Süden vorankamen, bemerkten wir plötzlich wie warm es doch eigentlich draußen geworden war... Dazu
wurde der Inflow immer stärker (mrf hat bis zu 70 km/h Mittelwind gemessen), die Folge waren geringe
Sichtbehinderungen durch echten, roten texanischen Staub. Dadurch lässt sich auch erklären, dass wir vor
lauter Monster-Meso-Würdigung gar nicht so richtig checkten, dass die Zahl der Chaser exponentiell
anstieg und die Transformation von LP (low precipitation) zu classic supercell stattgefunden hatte.
Beim eifrigen Foto-und-Video-Instrumente-Bedienen kamen dann mit einiger Verzögerung Sätze
wie Och, da isser ja und Hä, ist das 'n Tornado? raus, obwohl das T-Wort zuvor
angesichts der LP kategorisch ausgeschlossen wurde. Ziemlich verblüfft von der Größe
des laminaren Rüssels mussten wir den atemberaubenden Blick schnell wieder aufgeben, da sich
abermals Staub in den Weg drängte. Der Höhepunkt war nun offenbar überschritten, da sich
auch die gigantische Meso etwas weniger organisiert präsentierte.
Wir beschlossen, nicht den anderen Chasern auf einer Mudroad gen Osten zu folgen (mangelnde Sicht
und angezweifelte T-Fähigkeit). Die Quellung auf der SW-Seite der Superzelle war immer noch derart
beeindruckend, dass wir sie im Abendlicht zigfach ablichten mussten. Das erschien den Einheimischen
offenbar merkwürdig, jedenfalls hielt einer von diesen Pickup-fahrenden mobile-office-one-man-Chasern
gleich mal bei uns an. Die Konversation beinhaltete neben der Feststellung, dass sowas selbst in Texas
selten sei, auch die Frage, was 9 deutsche Staatsbürger denn mitten in der texanischen Pampa so
machen. Diese Frage taucht mindestens bei jedem zweiten Gespräch mit einem Einheimischen
irgendwann auf... Ist dann wohl doch nicht DIE Touristengegend der USA.
Ein letzter Kartencheck in Big Spring ermutigte uns zur direkten Rückfahrt nach Norman, da die hagelnden
Zellen schon stark abgenommen hatten zu dieser späten Abendstunde. Wiederum 7 Stunden später
(5 Uhr morgens) erreichten wir die drittgrößte Stadt Oklahomas. Hätten wir uns für die Option
entschieden, nicht nach TX zu fahren, wäre das wohl ein Fehler der Sorte Strangulieren im
Badezimmer gewesen :-).
Hier alle Bilder auch als zip-File zum Download!
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